Warnhinweise für Dispokredite – Banken greifen Gesetzgeber vor
Verbraucherschutzminister Heiko Maas hatte eine klare Ansage gemacht: Warnhinweise für dauerhaft überzogene Girokonten sollen kommen, um Verbraucher vor einer Verschuldung durch die hohen Dispozinsen zu bewahren. Nicht immer, wenn jemand aus dieser Richtung klappert, ändert sich auch etwas. Die Banken in Deutschland brauchen mitunter lange, bis sie Anregungen umsetzen. Diesmal funktioniert es, zumindest bei einigen Banken, deutlich schneller.
ING-DiBa und Commerzbank handeln
Kürzlich hat die ING-DiBa bekanntgegeben, bei zu langer Überziehung des Girokonto mittels des Dispokredits, Warnbriefe an die Kunden zu verschicken. In diesen soll über Möglichkeiten der Umschuldung wie den Ratenkredit der Direktbank oder den ING-DiBa Rahmenkredit informiert werden. Der Versand dieser „Warnbriefe“ soll ab 1. September 2014 erfolgen.
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Ebenfalls reagieren vor der Gesetzeslegung will die Commerzbank. Ab Freitag dieser Woche sollen auf den Kontoauszüge der Bank Warnhinweise angebracht werden. Ob dies letztlich ausreichen wird, sollte das Gesetz zu den Warnbriefen bzw. Warnungen für Dispokredite kommen, wird sich zeigen müssen. Eines ist aber sicher: Die Commerzbank handelt! Es ist zu vermuten, dass die Direktbank-Tochter der Bank, die comdirect, ebenfalls mit solchen oder ähnlichen Warnhinweisen nachziehen wird.
Hat Maas den Banken gedroht?
Zwei große Banken reagieren auf den Ruf nach den Warnhinweisen für überzogene Girokonten, bevor der Gesetzgeber selbst seine Warnungen in ein Gesetz münden lässt. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum die Banken dies machen ohne zu murren und ohne auf die zusätzlichen Kosten für solche Maßnahmen zu verweisen.
Hat Verbraucherschutzminister Maas den Banken hinter zugehaltener Hand gedroht, dass das möglicherweise kommende Gesetz dann noch schärfer sein würde als gedacht, wenn die Banken die Warnhinweise für die Überziehung des Dispokredits vorab nicht von selbst umsetzen? Dies wäre denkbar, da bislang jedoch nur zwei Banken so offensichtlich handeln, könnte etwas Anderes zutreffen.
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Schnelles Handeln = Gute Werbung für die Banken
Zwei große Banken, die beide gerne Werbung für sich und ihre Produkte machen, die ING-DiBa und die Commerzbank. Genau diese beiden Banken sind es jetzt, welche als erste Warnbriefe bzw. Warnhinweise für die dauerhafte Nutzung des Dispokredits einführen werden.
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Natürlich könnte man dies jetzt getrennt voneinander betrachten aber angesichts der immer noch vorhandenen Skepsis der Bundesbürger hinsichtlich der Verbraucherfreundlichkeit der Banken spricht das schnelle Handeln eher dafür, gute Werbung für die eigene Bank machen zu wollen. Durch das Umsetzen kommender Gesetze – bevor diese niedergelegt und eingeführt werden.
Eine bessere Werbung kann es ja kaum geben, als die, dass Banken verbraucherfreundlich handeln, ohne dass sie es müssten. Vor allem die ING-DiBa wird hierbei wieder punkten. Ist die Direktbank doch als erste vorgeprescht in Sachen Warnbriefe und hat zugleich andere Banken aufgefordert ihrem Beispiel zu folgen.
Umschuldung bei der eigenen Bank günstiger?
Die dauerhafte Nutzung eines Dispokredits ist teuer. Durch den Zinseszinseffekt bei ständigem Überziehen des Girokontos wiegen die hohen Dispozinsen noch schwerer. Zwar ist der Anteil der Verbraucher, welche den Dispo ständig nutzen überschaubar aber diese Verbraucher gehen damit die Gefahr ein, von der Verschuldung durch den Dispokredit in einer Überschuldung zu landen, wenn sie eines Tages nicht mehr dazu in der Lage sind, diesen zu tilgen. Beispielsweise weil die Bank den Hahn zum Dispokredit zudreht oder das Einkommen durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit deutlich abnimmt.
Der Dispokredit ist damit eine Schuldenfalle, was den Nutzern dieses Kredits oft nicht bewusst ist. Die Warnbriefe und Warnhinweise der Banken sollen dies nun ändern. Doch ist eine Umschuldung bei der eigenen Bank wirklich immer günstiger und damit die beste Alternative zum Dispokredit? Nicht unbedingt, muss hier wohl die Antwort lauten. Es kommt darauf an, welchen Zinssatz einem die eigene Bank zur Umschuldung, z.B. über einen Ratenkredit, anbietet.
Liegt dieser höher als vergleichbare Kredite bei einer anderen Bank, lohnt sich das Umschulden bei der eigenen Bank natürlich nicht. Es sei denn, man möchte das Girokonto wie den Ratenkredit (oder den Rahmenkredit, siehe oben) unter einem Dach haben, um nicht Konten oder Konto und Kredit bei zwei verschiedenen Banken führen zu müssen. Zu empfehlen ist aber, bevor man sich für eine bestimmte Maßnahme zur Umschuldung des Dispokredits entscheidet, einen Kreditvergleich über die eigene Hausbank hinaus durchzuführen und sich dann am Ende für die finanziell bessere Option zu entscheiden.