Bankenchaos dank Ende von Windows XP?
Windows XP gehört für viele private Computer- und Notebook-Nutzer längst der Vergangenheit an. Anders sieht es jedoch bei den Banken aus, immer noch nutzt eine Vielzahl von Banken weltweit das inzwischen längst veraltete Betriebssystem von Microsoft – und all jene werden bald vor großen Problemen stehen. Wird es ein Bankenchaos dank des Ende von Windows XP geben? Wird es plötzlich wieder Schlupflöcher für Betrüger geben, um Bankautomaten zu manipulieren, weil es kein Update der Sicherheitssoftware mehr gibt? Viel kann passieren, den Banken rennt nun langsam die Zeit weg, auch den Banken in Deutschland.
Ab kommenden Monat wird Microsoft das Betriebssystem nicht mehr unterstützen. Dies ist jedoch längst keine neue Nachricht, welche die Banken jetzt etwa eiskalt getroffen hätte. Der Konzern hatte dies bereits 2007 – und damit vor sieben Jahren! – angekündigt. Dennoch laufen derzeit immer noch 95 Prozent der 2,2 Millionen Geldautomaten, die es weltweit gibt, mit XP. Und könnten damit möglicherweise ein Sicherheitsrisiko für die betreibenden Banken darstellen.
Wechsel der Software oder teurer Wartungsvertrag
Den Banken bleibt deshalb nur eine von zwei Möglichkeiten: entweder steigen sie endlich auf ein neueres Betriebssystem um – oder aber sie müssen mit Microsoft selbst einen Wartungsvertrag abschließen. Und dieser könnte dann richtig teuer werden für die Banken, wie auch das „Handelsblatt“ berichtet. Experten gehen von Kosten in Höhe von rund 50 bis 60 Millionen Pfund, allein für die fünf Großbanken in Großbritannien, aus.
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Doch es ist die Frage, wie schnell eine solche Umstellung auf ein neues System überhaupt möglich ist. Nachdem die Banken Windows XP weiter die Treue gehalten haben, obwohl auf XP längst mehrere neue Betriebssysteme gefolgt sind, könnte es sein, dass die genutzte Hardware in den Geldautomaten gar nicht für neue Systeme und einen Wechsel geeignet sind. Dies könnte nach dem Ende der Unterstützung von XP durch den Herstellerkonzern Microsoft möglichen Systemabstürzen bei den Geldautomaten führen – betrügerische Machenschaften nicht ausgeschlossen, da das Betriebssystem ja auch keine neuen Sicherheitsupdates fahren wird.
Trägheit der Banken geht zu Lasten der Kunden
Sieben Jahre haben die Banken, deren Geldautomaten noch nicht auf ein neues Betriebssystem umgestellt sind, nun gewartet. Warum der Wechsel auf ein neues System regelrecht ausgesessen wurde, können wir nicht sagen. Aus Mangel an Glauben daran, dass Microsoft diesen Schritt wirklich machen würde und die Updates und Wartung von XP einstellt? Oder einfach aus dem meist üblichen Stand der Banken heraus: was nicht in die Gegenwart passt, das wird auch nicht bedacht?
Eines dürfte jedoch wohl klar sein: die Trägheit, welche die zahlreichen Banken hinsichtlich des längst veralteten Betriebssystems für ihre Geldautomaten an den Tag gelegt haben, wird letztlich wieder einmal zu Lasten der Kunden gehen. Die immensen Kosten, die nun auf die Geldinstitute zukommen werden, sei es durch einen Wechsel des Betriebssystems und den möglichen Kauf neuer Hardware oder sei es durch teure Wartungsverträge mit Microsoft. Die Banken werden die Kosten kaum auf sich selbst sitzen lassen, sondern sie, auf welche Art und Weise auch immer, indirekt an ihre Kunden weitergeben. So haben die Banken immer verfahren und so weiter sie es wohl auch in diesem Falle tun.
Was Bankkunden selbst tun können
Während es für die Banken nun höchste Zeit wird, endlich zu handeln, müssen die Bankkunden eher abwarten, was ihr Geldinstitut denn nun tun wird. Selbst haben sie keine Möglichkeit, zu handeln. Es sei denn, sie fragen bei ihrer Bank nach, unter welchem Betriebssystem die Geldautomaten laufen und wechseln gegebenenfalls zu einer neuen Bank.
Dies aus zwei Gründen: um ein mögliches Auszahlungschaos zu vermeiden und einen möglichen Systemabsturz des Bankautomaten nicht erleben zu müssen. Und auch, um nicht indirekt an den Kosten der Umstellung auf ein neues Betriebssystem oder aber für den Abschließen eines teuren Wartungsvertrags beteiligt zu werden.
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